Schweizer Klartext Forum
Man kann sich nur noch wundern, was aus der Schweizer Politik geworden ist. Linke, die sich mit Gendersternchen und Weltrettungsfantasien profilieren, während sie den sozialen Frieden gefährden. Rechte, die sich als letzte Bastion der Vernunft inszenieren, dabei aber oft nur ihre eigene Karriere und das nächste Medienecho im Blick haben. Die Mitte? Ein Haufen Fähnchen im Wind. Und dazwischen? Die Schweiz – ein Land, das seinen Charakter zu verlieren droht.
Früher war Politik etwas Ehrenvolles. Man engagierte sich, weil man für das Dorf, den Kanton, das Land Verantwortung übernehmen wollte. Heute ist Politik zu einem Instrument der Selbstdarstellung verkommen. Junge Politikerinnen wie Vivienne Huber zeigen das auf eindrückliche Weise. Was auf den ersten Blick nach Haltung aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen oft als kalkuliertes Eigenmarketing. Klartext ja – aber immer nur so lange, wie es Likes und Schulterklopfen bringt. Echte Opfer bringt heute kaum noch jemand. Echte Unabhängigkeit? Fast ein Fremdwort.

Und da liegt das Problem: Politik ist zur Bühne geworden. Zum Spielplatz für Narzissten, Taktiker, Blender. Wer sich nicht anpasst, wird aussortiert. Wer ehrlich bleibt, scheitert. Wer Haltung zeigt, wird zum Aussenseiter. Dabei bräuchte es gerade jetzt Menschen, die nicht fragen: «Was bringt mir das?», sondern: «Was braucht das Land?»
Auch die SVP, die sich gern als letzte Verteidigerin gesunden Menschenverstands präsentiert, ist längst Teil dieses Spiels geworden. Was früher aus bäuerlichem Stolz und Heimatliebe gewachsen ist, wirkt heute oft wie ein durchgeplantes Geschäftsmodell. Populismus ersetzt Prinzipien. Schlagzeilen verdrängen Substanz. Wer sich intern querstellt, wird kaltgestellt. Ich weiss, wovon ich spreche – ich war Teil dieser Partei.
Während der Corona-Zeit, als die Schweiz am dringendsten eine Opposition gebraucht hätte, duckte sich die SVP weg oder schwieg. Kritische Stimmen wurden ignoriert oder gar ausgegrenzt. Auch ich. Weil ich unbequeme Fragen stellte. Weil ich nicht bereit war, Lügen zu schlucken, nur um das Gesicht zu wahren. Die Partei, die sich einst für Freiheit und Souveränität einsetzte, war plötzlich zahm, angepasst, leise. Für mich war das der Moment, auszutreten. Weil ich nicht Teil eines Apparats sein wollte, der Menschen verrät, wenn es darauf ankommt. Die Corona-Politik hat vieles offenbart – vor allem, wer Rückgrat hat. Und wer nicht.
Links wird ständig von Solidarität gesprochen – doch wenn’s um echte Verantwortung geht, drückt man sich. Rechts wird von Heimat geredet – aber die persönliche Machtposition scheint oft wichtiger als die Zukunft des Landes. Und die Regierung? Zählt vor allem die internationalen Punkte. Was dabei auf der Strecke bleibt: das Vertrauen der Bevölkerung.
Wir brauchen wieder eine Politik, die sich aus Überzeugung speist, nicht aus Kalkül. Eine Politik, die sich nicht bezahlen lässt, sondern der es um Inhalte geht. Nicht um Posten. Nicht um Prestige. Sondern um Prinzipien. Und ja, das bedeutet auch, dass man sich unbequem machen muss. Dass man auch mal gegen die eigene Partei spricht. Dass man der Wahrheit den Vorrang gibt, nicht der Parteiräson.

Haben wir in der Schweiz noch eine Chance zur Umkehr? Ich glaube: Ja. Aber nur, wenn wir aufhören, Politik als Karriereweg zu begreifen. Nur, wenn wir endlich wieder Menschen wählen, die etwas zu verlieren haben – nicht solche, die sich zuerst absichern. Nur, wenn wir bereit sind, echte Debatten zu führen, statt nur noch Meinungen zu verkaufen.
Die Schweiz war einmal stolz auf ihre direkte Demokratie, auf ihren Gemeinsinn, auf ihre Unabhängigkeit. Es wird Zeit, dass wir diesen Stolz wiederfinden. Nicht laut, nicht pathetisch, aber mit Haltung. Denn was wir derzeit erleben, ist nicht das, was unser Land verdient.
Es ist Zeit, aufzuräumen – in allen Lagern.